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Baumportraits
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Ginkgo. Ein Baumportrait.

Ginkgo biloba, auch Fächerblattbaum
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Andreas H.

Der Ginkgo ist so einzigartig und charaktervoll, dass er eigentlich in keiner Stadt fehlen sollte.“
So wird der Ginkgo von Ulrich Pietzarka, Professor der Forstbotanik, im Buch Trockenstress bei Bäumen beschrieben. 

Einzigartig am Ginkgo ist seine Geschichte. Er zählt zusammen mit den Mammutbäumen zu den ältesten Baumarten der Erde. Seit der Zeit seiner Entstehung vor 200 Millionen Jahren (!!!) hat er sich kaum verändert. Charles Darwin bezeichnete ihn deshalb als lebendiges Fossil.

In Europa wuchs der Ginkgo bereits vor 180 Millionen Jahren, wich dann aber wegen der Eiszeit auf andere Regionen um. Der Ginkgo ist auch der einzig Überlebende einer ganzen Pflanzenfamilie.

Bis heute hat der Ginkgo in China und anderen ostasiatischen Ländern überlebt. Dort war er ein beliebter Medizin- und Tempelbaum. Geliebt wurde er auch wegen seinen Nüssen, die gekocht essbar sind.

Im Jahr 1727 wurde er nach Europa gebracht, im Botanischen Garten von Utrecht gepflanzt und fand seitdem vor allem in Parkanlagen Verwendung.

Fun Fact: Eigentlich müsste der Ginkgo auf Deutsch Ginkyo heißen, was Silberaprikose bedeutet. Der Name Ginkgo geht auf einen Schreibfehler zurück.

 

Stadtbaum der Zukunft:

In Ostasien ist der Ginkgo schon länger ein beliebter Straßenbaum. Auch bei uns wird er aufgrund seiner beeindruckenden Eigenschaften in immer mehr Städten angebaut. Der Ginkgo hält den Immissionsbelastungen der Städte stand, genauso dem Streusalz und hohen pH-Werten. Auch ist er nahezu vollständig resistent gegenüber Krankheiten. Der Ginkgo ist einer von 33 empfohlenen Stadtbäumen der Zukunft, die im Buch Trockenstress bei Bäumen empfohlen werden.

Der Ginkgo zählt weder zu den Nadelgehölzen noch zu den bedecktsamigen Blütenpflanzen (wie beispielsweise die Laubbäume), sondern nimmt eine Sonderstellung ein. Der Ginkgo gehört zu den Ginkgowewächsen (Ginkgoaceae) und ist der einzige heute noch existente Vertreter der Ordnung der Ginkgoales (Ginkgoaceae).

Ginkgo Herkunft:

Der Ginkgo ist in China heimisch und wird heute weltweit angepflanzt.

Ginkgo Wuchs:

An guten Standorten erreicht der Ginkgo Wuchshöhen von 60 Metern und einen Stammdurchmesser von fünf Meter. Ein junger Ginkgo wächst schlank und auffallend gerade in die Höhe. Erst ältere Bäume beginnen eine ausladende Baumkrone zu entwickeln. Ein Ginkgo kann 1000 Jahre werden.

Ginkgo Austrieb:

Zwischen April und Mai.

Ginkgo Blatt:

Die Blätter des Ginkgos sind in der Regel zweilappig. Im Herbst bekommen sie eine goldgelbe Herbstfärbung. Besonders ist der Verlauf seiner Blattadern: Diese treten als Paar durch den Stiel in das Blatt ein und gabeln sich von dort in die beiden Hälften ab.

Ginkgo Blüte:

Der Ginkgo blüht zwischen März und April, wobei die Bestäubung durch den Wind erfolgt. Der Ginkgo beginnt ab 20 Jahren zu blühen.

Ginkgo Früchte:

Die Früchte reifen von Ende Oktober bis Anfang November. Besonders in Japan sind seine Nüsse eine Delikatesse.
Sie müssen vor dem Verzehr aber gekocht oder geröstet werden. Wenn sie reif sind, riechen sie unangenehm nach Buttersäure. Aus diesem Grund werden bei uns heute fast ausschließlich männliche Ginkgos gepflanzt, denn diese tragen keine Früchte.

Ginkgo Varietäten:

Vom Ginkgo werden immer mehr Varietäten gezüchtet, da er für unterschiedliche Zwecke sehr beliebt ist. So sind die Anforderungen für Straßenbäume, Samenlieferanten oder medizinische Pflanzen sehr unterschiedlich.

Ginkgo Pflege

Der Ginkgo benötigt wenig Pflege und ist anspruchslos in Bezug auf den Boden. Darüber hinaus wird er kaum von Schädlingen befallen. Nur Schatten verträgt er nicht.

Ginkgo Standort:

Der Ginkgo benötigt einen sonnigen Standort. Je älter ein Ginkgo wird, desto mehr Sonne benötigt er.

Ginkgo Gießen:

Jüngere Ginkgos benötigen eher Wasser als ältere Bäume. Wichtig für den Wasserbedarf ist auch der Standort. Ginkgos werden häufig als Straßenbäume gepflanzt, wo sie manchmal nur eine kleine Baumscheibe haben. Da dort nicht viel Wasser versickern kann, benötigen auch diese Bäume häufiger Wasser. Wie bei allen Bäumen gilt die Regel, besser viel Wasser auf einmal (75 – 100 Liter), dafür weniger häufig gießen. Mehr Informationen findest Du in unserer Anleitung für das Gießen von Bäumen.

Ginkgo Düngen:

Ginkgos benötigen keine Düngung. Besonders in jüngeren Jahren kann aber eine Mulchschicht sehr hilfreich sein. Diese reduziert die Verdunstung, reichert den Boden an und fördert die Mikroorganismen. Hier findest Du mehr Informationen über Mulchen

Ginkgo Ernten:

Die Früchte werden geerntet, wenn sie zu Boden fallen. Danach solltest Du das Fruchtfleisch entfernen. Erst dann kannst Du die Nüsse rösten oder kochen.

Ginkgo Schneiden:

Ein Ginkgo benötigt keinen Schnitt.

Ginkgo Winter:

Der Ginkgo ist winterhart.

Ginkgo Vermehren:

Ginkgos werden durch Aussaat oder Veredelung vermehrt. Ginkgosamen kannst Du auch zu Hause selber anpflanzen, jedoch kann es etwas dauern, bis der Samen keimt. Wenn Du einen Ginkgo anpflanzen möchtest, kannst du im Spätherbst Samen sammeln und danach die äußere, fleische Samenhülle entfernen. Die gereinigten Samen werden anschließend stratifiziert. Hier eine Anleitung, wie Du Dir selber einen Baum aus Samen ziehen kannst.

Ginkgo Anpflanzen:

Wichtig ist, gleich zu Beginn einen passenden Standort zu finden. Ginkgos mögen es nicht, umgepflanzt zu werden.

Ginkgo Krankheiten:

Der Ginkgo ist nahezu vollständig resistent gegen Krankheiten.

Ginkgo Schädlinge:

Krankheitserreger wie Pilze, Bakterien oder Viren sind beim Ginkgo nur im Keimlingsstadium oder bei sehr geschwächten Pflanzen zu beobachten. Er gilt deshalb als einer der am wenigsten anfälligen Bäume überhaupt.

Tipp vom Baumexperten:

Wenn Du einen Ginkgo anpflanzen möchtest, stellt sich die Frage, ob Du einen weiblichen oder einen männlichen Baum möchtest. Männliche Pflanzen haben Kätzchen, weibliche entwickeln Nüsse. Bei weiblichen Ginkgos kannst Du die Früchte ernten, allerdings riecht das gelbe Fruchtfleisch nach ranziger Butter.

Nutzen und Verwendung des Ginkgo

Der Ginkgo wird bei uns im deutschen Sprachraum am häufigsten als Straßen- und Stadtbaum gepflanzt.  Seine Nüsse werden bei uns in der Regel nur von Menschen mit ostasiatischen Wurzeln gegessen.

Ginkgo in der Medizin:

In Asien ist der Ginkgo eine alte Heilpflanze, wobei hauptsächlich seine Blätter und Samen genutzt werden. Er gilt dabei als kraftspendend und lebensverlängernd. Auch in der westlichen Medizin wird der Ginkgo wegen seiner durchblutungs- und gefäßerweiternden Wirkung eingesetzt, besonders bei Tinnitus und Demenz. Extrakte aus Ginkgo sollen die Durchblutung fördern, besonders im Gehirn. Dabei werden idealerweise hochstehende Mittel aus der Apotheke verwendet.

 

Ginkgo in der Ernährung:

Die Nüsse des Ginkgo sind insbesondere in Japan sehr beliebt. Vordem Verzehr werden zuerst geschält, das heißt von der Fruchthülle abgetrennt, danach gekocht oder geröstet.

Kulturgeschichte

In Ostasien ist der Ginkgo als Ernährungs-, Medizin- und Tempelbaum beliebt. So wird berichtet, dass seine Nüsse im 11. Jahrhundert n. Chr. so beliebt waren, dass der Kaiser von China die Samen als Tributzahlung von den südöstlichen Provinzen forderte. Heute noch gibt es in den Dalou-Bergen in der chinesischen Provinz Guizhou wildwachsende Ginkgos.

Die ersten Ginkgobäume wurde 1730 aus Japan nach Europa gebracht und im botanischen Garten der Universität Utrecht in den Niederlanden aufgezogen.

Goethe war scheinbar ein Verehrer des Ginkgos. Er soll im Botanischen Garten in Jena einen Ginkgobaum angepflanzt haben, der heute noch steht. Goethe hat auch folgendes Gedicht über den Ginkgo geschrieben:

 

Dieses Baumes Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie’s den Wissenden erbaut.

Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Dass man sie als eines kennt?

Solche Fragen zu erwidern
Fand ich wohl den rechten Sinn.
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Dass ich eins und doppelt bin?

 

Nach dem Atombombenabwurf in Hiroshima überlebten einige Ginkgobäume. Sie gelten deshalb in Japan als Baum der Hoffnung.

Foto: instagram.com/arnumal
Das ist eine zweizeilige Bildunterschrift, um den Inhalt im Bild zu erläutern und somit besser verständlich zu machen.
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Andreas H.
Baumexperte und Dipl. Kulturanthropologe
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