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Wie Du die Biodiversität in Deinem Garten oder auf einer Baumscheibe erhöhen kannst

Der Erhalt der Biodiversität gehört zu den wichtigsten ökologischen Herausforderungen unserer Zeit. Wie auch beim Klimawandel – einer weiteren zentralen ökologischen Herausforderung – bieten auch hier Bäume einen wichtigen Teil der Lösung. Denn Bäume bieten Nahrung und Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Wenn Du als baumretter eine Baumscheibe pflegst oder einen eigenen Garten hast, kannst Du mit einigen Tricks die Biodiversität massiv erhöhen. In diesem Artikel erfährst Du, wie Du die lokale Biodiversität mit einfachen Maßnahmen erhöhen kannst.
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Andreas H.

Die bekannte Krefelder Studie kam zu einem alarmierenden Fazit: Die Biomasse an Fluginsekten nahm zwischen 1989 und 2013 um 75 % ab. Und nicht nur die Anzahl der Insekten hat dramatisch abgenommen. Auch die Vielfalt an Insekten ist stark zurückgegangen. Mittlerweile sind 40% der Insektenarten in Mitteleuropa bedroht oder bereits ausgestorben. Besonders stark ist der Verlust bei Wildbienen (fast die Hälfte der Wildbienenarten) und bei Schmetterlingen (fast ein Drittel der Schmetterlingsarten).

 

Der Welt-Biodiversitätsrat warnte bereits 2019 davor, dass wir in den nächsten Jahren bis zu einer Million Arten verlieren könnten.

Was für ein enormer Verlust! Denn: Biodiversität ist die Säule für die Stabilität eines Ökosystems. Ohne Insekten gäbe es beispielsweise keine Bestäubung. Insekten sorgen durch die Bestäubung für den Fortbestand von weltweit etwa 90 Prozent aller Pflanzenarten.

 

Für den Menschen ist die Biodiversität eine der wichtigsten Lebensgrundlagen und Garant für Lebensqualität, von dem wir auf vielseitige Weise abhängen oder profitieren.
BioFrankfurt – Das Netzwerk für Biodiversität e.V.

Warum ist Biodiversität in Siedlungsräumen so wichtig?

Warum aber Biodiversität in Gärten und Baumscheiben fördern? Ist Biodiversität nicht hauptsächlich auf dem Land anzutreffen? Auf Feldern, Wiesen und in Wäldern?

Die Wissenschaftler Ingolf Kühn, Roland Brandl und Stefan Klotz aus dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung fanden in einer Studie heraus, dass die urbane Biodiversität jene auf intensiv genutzten Kulturlandschaft bei weitem übertrifft.

Und wie ist es dann mit Regionen, die nicht landwirtschaftlich genutzt werden?

Dazu ein Beispiel: Das Netzwerk BioFrankfurt schreibt, dass im Frankfurter Raum 1675 Farn- und Blütenpflanzen verbreitet sind. Im elfmal größeren Taunusgebirge finden dagegen sich lediglich 1250 Pflanzenarten.

Es ist schon erstaunlich: Städte sind regelrechte Biodiversitäts-Hotspots!

Deshalb können baumretter besonders auch in Städten einen wichtigen Beitrag für die Biodiversität leisten! Und durch Biodiversität kommt auch Farbe und Leben in die Städte!

Was kann man nun machen, um die Biodiversität im eigenen Garten oder auf einer Baumscheibe zu erhöhen?

Wie kannst Du wertvolle Ökosysteme schaffen?

Ein Hinweis am Anfang: Natürlich kannst Du in Deinem eigenen Garten all diese Vorschläge nach eigenem Gutdünken umsetzen. Übernimmst Du aber eine Patenschaft für eine Baumscheibe in einer Stadt, empfehlen wir Dir, dass Du Dich vorher bei den zuständigen Behörden informierst, welche Elemente Du umsetzen darfst. Baumscheiben sind öffentliche Plätze und ihre Gestaltung wird in vielen Städten reguliert.

 

Und noch ein weiterer Hinweis: Wenn Du diese Vorschläge in Deinem Garten umsetzt, hilfst Du dabei nicht nur der Biodiversität. Tiere und Pflanzen sind nützliche Helfer. Sie dezimieren Schädlinge, bestäuben Blüten und sorgen für einen gesunden Boden. Auch aus rein gärtnerischer Sicht ist es deshalb sinnvoll, den eigenen Garten attraktiv für viele Tiere zu machen. Grundsätzlich kann man sagen:

Je höher die Vielfalt an Pflanzen und Tieren in einem Garten, desto stabiler ist er auch gegenüber Krankheiten und Schädlingen.

 

Vielfalt ist hier der Schlüssel. Deshalb empfehlen wir Dir auch, viele unterschiedliche Mikro-Ökosysteme anzulegen.  

Mit welchen Elementen kannst Du das lokale Ökosystem aufwerten?

  • Lege einen Kompost an. Dadurch kannst Du Pflanzenreste kompostieren und als Nährstoffe wieder dem Boden zuführen. Ein Kompost als solches ist schon ein attraktives Ökosystem für Tiere wie Würmer, Ameisen, Schnecken, Insektenlarven, Blindschleichen und Eidechsen. Und darüber hinaus auch für Pilze und hilfreiche Bakterien. Wenn Du dann die kompostierte Erde in Deinem Garten einsetzt, bereichert er das Bodenleben im gesamten Garten. Dadurch wird auch das Wachstum und die Vielfalt von Pflanzen unterstützt.
  • Bilde einen Haufen aus Ästen und kleinen Baumstämmen. Eine gute Durchmischung von Volumen und Baumart ist hier von Vorteil, weil dadurch unterschiedliche Tiere angesprochen werden. Ein Holzhaufen bietet zahlreichen Tieren Unterschlupf, Nahrungsquelle und Material für den Nestbau. Besonders Molche, Kröten, Igel, Eidechsen, Wildbienen, Käfer und Spinnen fühlen sich hier wohl. Gleichzeitig schafft sein feuchtes Mikroklima ideale Bedingungen für Flechten und Moose. Wenn Du einen solchen Haufen in Deinem Garten aufbaust: Achte darauf, dass er viele Jahre bestehen kann. Nur so können beispielsweise die Käfereier ausreifen.
  • Lass alte Bäume stehen. Denn diese sind besonders wertvolle Lebensräume und Nahrungsquelle für viele Tier- und Pflanzenarten. Je älter ein Baum, desto größer ist seine ökologische Bedeutung. Seine Stammhöhlen bilden Nistplätze für Vögel und Kleinsäuger. Und viele verschiedene Käferarten besiedeln und ernähren sich von zersetztem Holz. Abgestorbene Teile vom Baum werden von Bakterien, Pilzen und Moosen bewohnt. Und alte Bäume sind besonders stark in die unterirdischen Mykorrhiza-Netzwerke.
  • Nutze Steine. Beispielsweise kannst Du eine Trockenmauer bauen. Die unverputzten Fugen sind ein wertvoller Lebensraum für Eidechsen, Laufkäfer und Spinnen. Außerdem sind diese Mauern einfach schön und können Deinen Garten auch strukturieren. Alternativ dazu kannst Du auch eine Kräuterspirale bauen.
  • Lege ein Sandarium an. Etwa 75 % aller Wildbienenarten nisten im sandigen Boden. Um ein Sandarium zu bauen, kannst Du an einem sonnigen und regengeschützten Standort eine 30 Zentimeter tiefe Mulde graben und mit einem aus lehmhaltigem Sand und magerer Erde auffüllen.
  • Mulche den Boden. In der Natur gibt es keine nackten Böden. Eine Mulchschicht schützt den Boden vor dem Austrocknen und bietet zahlreichen Lebewesen Unterschlupf und Nahrung.
  • Lasse einen Teil vom Gras wachsen. Vielleicht gibt es eine Ecke vom Rasen, den Du stehen lassen kannst?
  • Schaffe wilde Ecken. Schau, ob es in Deinem Garten eine Ecke gibt, die Du einfach sich selbst überlassen kannst. Ein Beispiel für eine wilde Ecke könnte eine Hecke sein. Ihre vielfältige und dichte Struktur bietet eine Lebensgrundlage für viele Tierarten. Sie bietet Nistplätze, Schutz und Versteck für viele Vogelarten; Nahrung für Wildbienen und Schmetterlingsraupen; sowie Beeren und Nüsse für Vögel und Säugetiere.
  • Stelle besonders an heißen Tagen eine Wassertränke hin. Dann können die verschiedensten Tiere daraus trinken. Und einige Vögel werden auch darin baden, um sich abzukühlen. Um den Zugang für einige kleinere Tierarten zu erleichtern, kannst Du die Wassertränke bis zum Rand eingraben. Zusätzlich dazu empfiehlt es sich, Steine und Äste in die Wassertränke zu legen. Wichtig ist, dass Du das Wasser regelmäßig wechselt. Sonst können sich Krankheitserreger vermehren und die Tiere krank machen. Abgestandenes Wasser kann auch zu einer Brutstätte für Stechmücken werden.
  • Baue oder kaufe Nistkästen für Vögel und Fledermäuse.
  • Verzichte auf Gifte und mineralische Dünger. Kurzfristig scheinen solche Hilfsmittel eine positive Wirkung zu haben. Auf lange Zeit wirst Du ohne diese Mittel einen besseren Boden und ein stabileres Ökosystem haben.

Mit welchen Pflanzen kannst Du das lokale Ökosystem aufwerten?

  • Achte auf eine möglichst große Vielfalt an Pflanzen. Wenn Du mehrere Bäume pflanzen möchtest, pflanze mehrere unterschiedliche Baumarten. Wenn Du Blumen anpflanzt, achte auch dort auf Vielfalt.
  • Sorge auch für Vielfalt an Wuchshöhe. Idealerweise hast Du Bäume, einige mehrjährige Sträucher und dann einjährige Pflanzen.
  • Pflanze Doldenblütler an. Doldenblütler haben viele kleine Blüten, die eine leicht zugängliche Nahrungsquelle für Wildbienen, Schmetterlinge und Käfer sind. Hier einige Beispiele für diese Pflanzenfamilie: Dill, Bärenklau, Fenchel, Kümmel, Engelwurz, Kerbel und wilde Möhre.
  • Wenn Du Obstbäume hast, lass einige Früchte am Baum hängen.
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Andreas H.
Baumexperte und Dipl. Kulturanthropologe
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