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Baumpflege
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Praxiswissen: Einen eigenen Baum anpflanzen

Du möchtest einen eigenen Baum anpflanzen? Super! Damit schaffst Du einen wertvollen und langfristigen Beitrag für das lokale Ökosystem. Hier findest Du alle nötigen Informationen, damit Dein Baum gut anwachsen kann.
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Andreas H.

Es gibt einen Spruch, der lautet ungefähr so: «Ein Mensch soll in seinem Leben einen Baum pflanzen, ein Haus bauen und ein Kind zeugen». Dieser Spruch wird mal den Chinesen, mal dem Talmud, mal Martin Luther zugeschrieben. Die Frage, woher dieses Zitat kommt, wollen wir hier im Raum stehen lassen. Uns interessiert die Bedeutung hinter diesem Zitat.

 

Alle drei Aktionen in diesem Zitat werden uns in der Regel zeitlich bei Weitem überdauern. Einen Baum zu pflanzen kann eine ebenso lange Wirkung haben wie ein gebautes Haus oder ein eigenes Kind – oder noch länger. Eigentlich ist es sogar so, dass wir den Baum für unsere Kinder (oder die, die nach uns kommen) anbauen. Er benötigt einige Jahre, bis er in seiner Pracht dasteht und Früchte trägt. Und einen Baum pflanzen wir nie nur für uns alleine: Viele Menschen werden sich daran erfreuen – und auch Bienen, Eichhörnchen, Vögel, Würmer, Pilze und andere Pflanzen.

 

Menschen pflanzen Bäume aus unterschiedlichen Gründen: Weil sie ihre Früchte ernten wollen, als Bereicherung für das lokale Ökosystem oder als Symbol. Bäume werden symbolisch bei Geburten gepflanzt, bei Hochzeiten, bei Firmengründungen und Umzügen. Eine Baumpflanzung symbolisiert häufig einen Neuanfang. Man kann aber auch einen Baum pflanzen, weil er dem eigenen Garten oder Grundstück einen besonderen Reiz geben kann. Stehen Bäume auf einem Gelände, werden sie oft zum zentralen Blickfang und strukturieren die Landschaft. Gründe einen Baum zu pflanzen gibt es viele. Doch welcher Baum passt zu Dir und Deinen Plänen?

1. Schritt: Welcher Baum passt? Eine Wahl treffen

Ähnlich wie ein Haus oder ein Kind, wird Dich auch ein Baum für lange Zeit begleiten. Egal für welchen Baum Du Dich entscheidest, es ist eine Entscheidung für die Zukunft. Deshalb lohnt es sich, hier einige Zeit zu investieren. Wir haben deshalb extra einen Artikel zu diesem Thema geschrieben, den wir Dir empfehlen. Hier findest Du den passenden Baum für Dich!

2. Schritt: Den Baum kaufen oder selber aus Saatgut ziehen

Hast Du den passenden Baum gefunden? Dann kannst Du Dir überlegen, ob Du ihn selber aus Saatgut ziehen möchtest. Dafür findest Du hier eine ausführliche Anleitung.

Möchtest Du hauptsächlich leckere Früchte von Deinem Baum ernten? Dann empfehlen wir Dir, einen Jungbaum in einer Baumschule zu kaufen. Damit kannst Du Dir viele Jahre ersparen, da diese Bäume schon ein gewisses Wachstum hinter sich haben. Außerdem – und noch wichtiger – weißt Du, welche Sorte Du bekommen wirst. Wenn Du beispielsweise einen Apfelbaum aus Saatgut ziehst, weißt Du nicht, wie seine Früchte sein werden. Seine Ahnen wurden seit unzähligen Generationen veredelt und mit anderen Sorten gekreuzt. Du kannst deshalb nicht davon ausgehen, dass ein Apfelbaum aus dem Samen eines leckeren Apfels ähnlich lecker sein wird. Kultivierung inklusive Veredelung von Obstbäumen ist eine Wissenschaft für sich. Deshalb raten wir Dir, bei Obstbäumen auf einen Kauf bei einem professionellen Anbieter.

3. Schritt: Den richtigen Zeitpunkt wählen

Hast Du den passenden Baum gefunden, kommt die Überlegung nach dem richtigen Zeitpunkt für die Pflanzung. Im deutschsprachigen Raum gibt es zwei Hauptzeiten, um einen Baum anzupflanzen:

 

 

  • Zwischen September und Dezember
  • Zwischen März und April
 

Wir empfehlen:

 

  • Für die meisten Bäume empfehlen wir eine Pflanzung zwischen September und Dezember. In dieser Zeit ist der Boden noch warm und die Bäume können noch für einige Zeit an ihrem Wurzelwerk arbeiten und dann im Frühjahr mit ihrem Wachstum loslegen.
  • Für empfindliche Bäume empfehlen wir eine Pflanzung zwischen März und April. Dadurch werden niedrige Wintertemperaturen vermieden. Die meisten empfindlichen Gehölze werden dann nach ein paar Jahren winterhärter. Je jünger ein Baum, desto empfindlicher reagiert er auf Kälte oder Hitze.
 

Wichtig: Beachte bei der Pflanzung nicht nur den Monat, sondern auch die aktuellen Wetterbedingungen. Gibt es einen starken Kälteeinbruch oder Hitze, ist es besser, die Baumpflanzung zu verschieben. Ideal für die Pflanzung ist ein Tag mit mildem Wetter und wolkenverhangenem Himmel.

4. Schritt: Transport und Zwischenlagerung

Wenn Du einen Baum selber aus Saatgut ziehst, ist dieser Punkt nicht wichtig für Dich. Falls Du einen Jungbaum kaufst, gilt es auch hier einige Punkte zu beachten:

 

Bei Transport und Zwischenlagerung solltest Du so vorsichtig wie möglich umgehen. Die feine Jugendrinde ist sehr druckempfindlich, besonders im Frühjahr, wenn der Baum in Saft kommt. Deshalb solltest Du unbedingt darauf achten, dass keine Baumteile verletzt oder abgerissen werden.

 

Wichtig ist auch, dass Du den Wurzelballen permanent feuchthältst. Willst Du Deinen Jungbaum vor der Pflanzung zwischenlagern, solltest Du ihn so lagern, dass er nicht zu heiß und nicht zu kalt hat.

5. Schritt: Vorbereitung vom Standort

Als nächster Schritt gilt es den richtigen Standort zu finden und vorzubereiten. Hast Du einen passenden Standort gefunden, kannst Du ein Pflanzloch graben.

 

  • Dieses sollte doppelt so breit und ungefähr so tief wie der Wurzelballen sein. Ist der Standort des Baumes nicht ideal, sollte das Pflanzloch noch größer sein.
  • Wenn Du genug Erde rausgenommen hast, lockere die Erde darunter mit Spaten oder Hacke noch weiter auf.
  • Wenn das Pflanzloch tief und breit genug ist, empfehlen wir, mit dem Spaten den Boden noch tiefer zu lockern.
  • Achte darauf, dass das Pflanzloch groß genug ist, damit keine Wurzeln gedrückt oder gebogen werden müssen.

6. Schritt: Pflanzung und begleitende Maßnahmen

  • Bevor Du Deinen Baum in die Grube einpflanzt, solltest Du sämtlichen Kunststoff im Wurzelbereich entfernen. Steht Dein Baum dagegen in einem organischen Ballentuch, kannst Du ihn mitsamt Tuch ins Pflanzloch stellen.
  • Hast Du allen Kunststoff an der Wurzel entfernt, kannst Du den Wurzelballen mittig ins Pflanzloch setzten. Hat Dein Baum ein organisches Ballentuch, kannst Du dieses im Pflanzloch öffnen und dem Baum so mehr Raum geben.
  • Setze den Baum nun in die Pflanzgrube ein. Achte darauf, dass der Baum genauso tief gepflanzt wird, wie er in der Baumschule gestanden hat. In der Regel kannst Du die alte Standhöhe an Verfärbung am Stamm ablesen.
  • Richte den Baumstamm so aus, wie Du ihn haben möchtest.
  • Danach kannst Du das Pflanzloch mit der Erde auffüllen, die Du vorher herausgenommen hast. Beim Auffüllen kannst Du den Stamm regelmäßig vorsichtig schütteln, damit sich die Erde besser verteilt. Du brauchst in der Regel keine zusätzlichen Materialen hinzuzufügen – außer der Boden ist sehr nährstoffarm.
  • Trete nun die Erde um den Stamm etwas ein, damit sich die Erde verdichtet. Dadurch können Hohlräume im Boden vermieden werden.
  • Nach dem Einpflanzen solltest Du Baum und Pflanzgrube ordentlich wässern. Dadurch beseitigst Du Lufthöhlen. Gleichzeitig benötigt der Jungbaum am Anfang viel Wasser.
  • Wie bereits oben erwähnt, empfehlen wir, eher kleinere Bäume anzupflanzen und sie dann direkt in ihrem Standort wachsen zu lassen. Das hat auch den Vorteil, da kleine Bäume keinen Pfahl benötigen. Wenn Du einen größeren Baum pflanzt, kann es hilfreich sein ihn anzupfählen.

 

Ist der Baum gepflanzt, gibt es noch folgende begleitende Maßnahmen, die das Wachstum des Baumes unterstützen:

 

  • Wir empfehlen, einen Gießrand anzulegen. Praktischerweise bliebt nach einer Pflanzung immer etwas Erde übrig, die Du nun verwenden kannst um einen Ring um den Stamm zu formen. Drücke die Erde gut an und fülle den Ring nun mit Wasser. Die Erde hilft, dass das Wasser weniger abfließt.
  • Wir empfehlen eine Mulchschicht für den jungen Baum. Idealerweise gibst Du zuerst eine gute Hand voll Hornspäne auf den Boden um den Baum herum und dann eine gute Schicht Rindenmulch. Das ist besonders beim ersten Mulchen eines Jungbaums wichtig. Nach drei bis fünf Jahren ist die Mulchschicht zu Erde geworden. Dann kann man auch eine Mulchschicht ohne die Ausgleichsdüngung machen. Der Mulch hat zwei Funktionen: Einerseits reduziert er Konkurrenzkräuter des jungen Baumes. Gehölze ohne Konkurrenz können in ihren ersten Jahren schneller wachsen. Zweitens verringert er den Verlust von Bodenfeuchtigkeit und erzeugt gleichzeitig bessere Bodenbedingungen für die Baumwurzeln.
  • Grundsätzlich kannst Du für die Mulchschicht auch folgende Materialen verwenden: Zerkleinerte Rinde, Stroh und Grasschnitt. Vermeide jedoch gehäckseltes Holz, da dieses zu Stickstoffhemmung führen kann.
  • Bei größeren Bäumen kann es sich lohnen, den Baum an einen Pfahl zu binden. Wichtig dabei ist, dass der Baumpfahl eine Handbreit vom Stamm entfernt steht und der Stamm noch leicht im Wind schwingen kann. Binde den Stamm nicht starr an den Pfahl. Und verende organisches Material wie Hanfstricke, auf keinen Fall Draht oder anderes unflexibles Material
  • Verwendest Du einen Pfahl, sollten jedes Jahr die Schnüre gelockert und frisch gebunden werden, damit sie den Baum nicht schädigen. Der Pfahl kann dann nach zwei Jahren entfernt werden.

7. Schritt: Regelmäßig gießen

Nach der Pflanzung müssen die Bäume regelmäßig bewässert werden. Besonders im Frühling und Sommer benötigen die Jungbäume in den ersten Jahren viel Bewässerung. Hier findest Du einen umfangreichen Artikel zu Thema.

Tipps von unserem Gärtnermeister:

  • Der Boden sollte vor der Pflanzung gelockert sein.
  • Der beste Boden Verbesserer ist ein reifer Kompost, der zwei Jahre alt ist.
  • Zusätzlich lohnt sich auch die Zugabe von Mykorrhiza.
  • Nach der Pflanzung kann der Boden gemulcht werden. Der Baum freut sich, wenn die Sonne draufballert und die Kälte ferngehalten wird.
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Andreas H.
Baumexperte und Dipl. Kulturanthropologe
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