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Baumpflege
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Regenwasser für die Baumbewässerung sammeln

Bäume benötigen sehr viel Wasser. Über längere Zeit kann das zu einem wichtigen Kostenfaktor werden. Genauso wichtig ist aber auch, dass Grundwasser in manchen Regionen knapp wird und deshalb deren Benutzung teilweise reglementiert wird. Warum also nicht das Regenwasser sammeln und es für die Baumbewässerung einsetzen? Dadurch kann das Regenwasser beim Baum versickern und kommt dem lokalen Wasserhalt zugute. Regenwasser zu sammeln und zu speichern, entlastet dabei auch die Entwässerungsnetzwerke, insbesondere bei grossen Regenschauern. Hier bekommst du die wichtigsten Informationen zu diesem Thema.
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Andreas H.

Durch die Überbauung des städtischen Raumes fliesst ein Grossteil des Regenwassers oberflächlich ab und wird in Regensiele geleitet. Dieses Wasser versickert nicht in den Boden und steht somit auch den Strassenbäumen zur Deckung ihres Wasserbedarfs nicht zur Verfügung.

Warum dieses Wasser also nicht sammeln und an die Bäume weitergeben? Ein gutes Beispiels dafür sind die Gießkannenheld:innen, die Regenwasser in Tanks sammeln und dann an die Bäume weitergeben. Menschen mit einer Giesspatenschaft und einem geeigneten Grundstück bekommen einen Wassertank bei sich aufgestellt. Das Wasser wird dann durch einen Regendieb gesammelt und später an die Bäume verteilt. Die Giesskannenheld:innen schreiben dazu Folgendes: 

Ziel ist es, das Regenwasser in der Stadt aufzufangen und ein stadtweites Netz von 'Wasserquellen' (1.000 Liter Tanks inkl. Regendieb und verschließbaren Wasserhähnen) zum Gießen zur Verfügung zu stellen. Als Platzschenker:in erhalten Sie Ihren Tank kostenfrei. Dieser geht in Ihr Eigentum über und unterstützt Ihr persönliches Gießengagement.  

Abgesehen von organisierten Baumpatenschaften haben viele Menschen die Möglichkeit, selber Wasser zu sammeln. Die einfachste Methode ist dabei, einfach ein grosses Fass aufzustellen und dort das Regenwasser zu sammeln.

 

 

Für alle Menschen, die sich damit intensiv auseinandersetzen möchten, empfehlen wir das Fachbuch Regenwasserversickerung, Regenwassernutzung von Mehdi Mahabadi, erschienen beim Ulmer Verlag. Hier haben wir einige Punkte aus dem Buch herausgeschrieben.

Und hier findest du eine Anleitung für das Gießen von Bäumen

Hier ein Artikel über die Bedeutung von Wasser für Bäume

Laut Mehdi Mahabadi ist prinzipiell das gesammelte Regenwasser von Dächern mit üblichen Bedeckungsmaterialien wie Tonziegeln, Schiefer, Bitumenbahnen, Betondachsteinen, Metallen für die Grünflächenbewässerung unproblematisch. Da bei der Grünflächenbewässerung auch Regenwasser von anderen Flächen genutzt wird, ist es notwendig, dass das genannte Wasser folgende Kriterien erfüllt. Es darf:

  • keine schädigende Einflüssen auf Pflanzen haben
  • zu keiner Schädigung der belebten Bodenzone führen
  • keine hohe Konzentration an polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen aufweisen und
  • nicht zur Verbreitung eines unangenehmen Geruchs im Freiraum beitragen.

Wird das Regenwasser zur Bewässerung der Nutzpflanzen eingesetzt, so soll sein Schwermetallgehalt und die Konzentration an polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen die gleichen Qualitätsanforderungen erfüllen, die auch an das Trinkwasser gestellt werden.

Welche Auffangflächen kommen für die Regenwassersammlung in Betracht?

  • geneigte Dächer mit den üblichen Bedeckungen
  • bekieste oder unbekieste Flachdächer,
  • begrünte Dächer mit reduziertem Abfluss
  • befestigte Flächen, die nicht oder sehr gering mit KFZ-Verkehr belastet sind

Welche Oberflächenmaterialien eignen sich als Auffangfläche für die Regenwassersammlung?

  • Die Sammelfläche kann aus Tonziegeln, Betondachsteinen, Schiefer, Faserzementplatten, Bitumen- und Kunststoffbahnen sowie aus Metallen wie Kupfer und Zink (beschichtet oder unbeschichtet) bestehen. Für befestigte Flächen können Platten-, Pflaster-, Asphalt-, Betonbeläge etc. als Material infrage kommen.

Der Einfluss von Auffangfläche und Oberflächenmaterial auf das Wasser

  • Glatte Oberflächen wirken fast neutral auf die Abflusswasserqualität (weniger Staubablagerungen, Moosbildung und organische Belastung des Dachabflusses). Dagegen wirken raue Oberflächen negativ.
  • Steile Dächer haben einen relativ geringen Einfluss auf die Qualität des Dachabflusses, während sich flache Dächer aufgrund vermehrter Staubanreicherung, erhöhter Feuchtebelastung und vermehrter Moosbildung negativ auswirken können.
  • Bitumenbahnen führen häufig zu einer gelblichen Verfärbung des Dachabflusswassers. Dies hat negative Auswirkungen, vor allem dann, wenn das Regenwasser zum Wäschewaschen eingesetzt wird.
  • Beim Einsatz von Metallen (Kupfer, Zink, Aluminium, Blei, Eisen) bei der Konstruktionder Dachoberfläche bzw. der Dachrinnen und Fallrohre muss mit einer Erhöhung der jeweiligen Metallkonzen tration im Dachabflusswasser gerechnet werden (für das Wäschewaschen bedenklich, aber nicht für die Toilettenspülung).
  • Bei Dachflächen mit einer Dachbegrünung ist dauerhaft mit einer bräunlichen Verfärbung des Abflusswassers zu rechnen. Beeinträchtigungen ergeben sich beim Wäschewaschen. Bei der Toilette kann es zur Verfärbung des Klosetts bzw. des inneren Teils des Spülkastens kommen.

Speicher

In DIN 1989, Teil 3 (Regenwassernutzungsanlagen, Teil 3: Regenwasserspeicher), werden die Anforderungen, Prüfungen und die Konformitätsbewertung für Speicher von Regenwassernutzungsanlagen festgelegt. Die genannten Festlegungen gelten sowohl für werksseitig angefertigte als auch für vor Ort gebaute Speicheranlagen. Die Speicher werden, je nach Nutzungsart, sowohl oberirdisch als auch unterirdisch aufgestellt. Sie dienen in erster Linie der Bevorratung des Regenwassers. Durch Beruhigung des Wassers findet hier auch eine gewisse Sedimentation der im Wasser enthaltenen Stoffe statt (physikalische Reinigung). Je nach Verweildauer können darüber hinaus biologische Abbauprozesse stattfinden (biologische Reinigung). Werksseitig hergestellte Speicher können sowohl als Einzelelement als auch als Batterie zum Einsatz kommen. Was das Volumen der Speicher (Wasservolumen) anbelangt, wird es nach Nennvolumen (Gesamtinhalt bis zum Überlauf), Nutzvolumen (Wasser-volumen, das zum Betrieb bzw. zur Benutzung geplant wurde) und Mindestwasservolumen (Restwasser zur Verhinderung von Sedimentabsaugung) unterschieden.

Materialien zur Herstellung von Speichern

Folgende Materialien können zur Herstellung von Speichern – sowohl für die oberirdische als auch für die unterirdische Aufstellung – infrage kommen. Je nach Ort der Aufstellung und in Abhängigkeit vom Herstellungsort (werkseitig, auf der Baustelle) werden die Werkstoffe ausgewählt:

 

  • unbewehrter Beton
  • Stahlbeton
  • Spannbeton
  • sonstiger bewehrter Beton (z. B. Stahl faserbeton)
  • korrosionsbeständiger Stahl (Edelstahl)
  • beschichteter, nicht korrosionsbeständiger Stahl
  • glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK,
  • Polyethylen (PE)
  • Polypropylen (PP)

In DIN 1989, Teil 3, werden die genauen Anforderungen an die genannten Werkstoffe für die Herstellung der Regenwasserspeicher formuliert. Dementsprechend ist es wichtig, dass genormte Speicher verwendet werden.

Filter

Die Funktion des Filters besteht darin, dass er Fremdstoffe im Regenwasser zurückhält, die die Wasserqualität nachhaltig negativ beeinflussen und Funktionsstörungen in Regenwasseranlagen verursachen. Je engmaschiger bzw. je feiner ein Filter ist, desto mehr ungelöste Stoffe können aus dem Regenwasser entfernt werden (physikalische Reinigung und Filtration). Trotz der Filtration findet im Laufe der Zeit eine gewisse Menge an Sedimentation im Sohlbereich (Boden) des Speichers statt. Der Sedimentationsumfang ist von Größe und Gehalt der im Regenwasser befindlichen und vom Filter nicht zurückgehaltenen Teilchen abhängig. Die Regenwasserzufuhr in der Speicheranlage muss deshalb so erfolgen, dass die entstandenen Sedimente, die in der Regel keinen Einfluss auf die Wasserqualität haben, nicht aufgewirbelt werden (beruhigte Wasserzufuhr). Die im Speicherwasser und im Sediment befindlichen Mikroorganismen (in erster Linie aerobe Bakterien) können die organischen Bestandteile des Wassers abbauen (biologische Reinigung) und zur Mineralisierung der genannten Stoffe führen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass der Sauerstoffgehalt des Wassers im Speicher ausreichend ist. In der Regel ist dies durch die Wasserbewegung vor dem Einlauf in den Speicher gegeben. Bei Wartungsarbeiten können die genannten Sedimente bei Bedarf entfernt werden (z. B. durch Nassschlammabsaugung). Ist das Speicherwasser z. B. mit Blütenpollen behaftet, so ist für das Abscheiden der dadurch entstandenen Schwimmschicht zu sorgen. Durch den Einbau von geeigneten Überlaufeinrichtungen kann Abhilfe geschaffen werden. Je nach Herkunft des Regenwassers (abhängig vom Standort und der Art der Auffangfläche) und dessen Anwendung können weitere Aufbereitungsmaßnahmen des Wassers erforderlich sein.

Pumpen

Die Betriebswasserpumpe bildet das Herz einer Regenwassernutzungsanlage. Ohne Pumpe kann das gespeicherte Wasser nicht zu den gewünschten Verbrauchsstellen geführt werden. Es wird zwischen Handwasserpumpen (Förderung des Wassers durch menschliche Kraft) und elektrisch betriebenen Pumpen unterschieden. Handwasserpumpen eignen sich eher für die Gartenbewässerung. Hier wird das aus dem Speicher hochgepumpte Wasser unter anderem zur Auffüllung von Gießkannen eingesetzt. Auch der Einsatz dieser Kombination (Handwasserpumpe und Regenwasserspeicher) ist im Wasser- und Matschspielplatz vorstellbar, wenn das gespeicherte Wasser hygienisch unbedenklich ist. In diesem Abschnitt werden aber hauptsächlich die elektrisch betriebenen Pumpen als Betriebswasserpumpen behandelt. Da die Betriebssicherheit und Funktionalität einer Regenwassernutzungsanlage maßgeblich von ihrer Pumpe (Betriebspumpe) abhängt, muss bei der Wahl der Pumpe besonders sorgfältig vorgegangen werden.

Regenwasserversickerung

Durch den Bau von dezentralen Niederschlagswasser-Versickerungsanlagen versickert das anfallende Niederschlagswasser fast am Ort des Anfallens. Dadurch wird eine geringstmögliche Veränderung des Wasserhaushalts eines Standorts – quasi wie vor der Bebauung – bewirkt. Hier kann es beispielsweise – trotz Bebauung – zu keinerlei versiegelungsbedingten Veränderungen des Grundwasserspiegels kommen. Folgerichtig würde die dezentrale Regenwasserversickerung bei bestehenden Siedlungen zur Renaturierung des Wasserhaushalts beitragen. Ebenfalls wird durch Maßnahmen der Regenwassernutzung das kostenlos anfallende Regenwasser für verschiedene Zwecke genutzt. Damit wird gleichzeitig eine Reihe von positiven Effekten für die Natur und die Umwelt erzielt.

Ted Talk zum Thema Regenwasser sammeln von Brad Lancaster:

Brad Lancaster zeigt in seinen Büchern und auf seiner Webseite, wie man sowohl in der Stadt wie auch in Gärten Regenwasser sammeln und damit fruchtbare Biotope anlegen kann. Hier der Link: https://www.harvestingrainwater.com/

 

 

Weiterführende Literatur:

Brad Lancaster zeigt in seinen Büchern und auf seiner Webseite, wie man sowohl in der Stadt wie auch in Gärten Regenwasser sammeln und damit fruchtbare Biotope anlegen kann. Hier der Link: https://www.harvestingrainwater.com/

 

Und hier nochmal der Link zum empfohlenen Sachbuch:

www.ulmer.de/usd-2819326/regenwasserversickerung-regenwassernutzung-.html

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Andreas H.
Baumexperte und Dipl. Kulturanthropologe
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