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Bäume
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Der Wert eines Baumes

Kann man den Wert eines Baumes messen? Und wenn ja: Wer darf das? Und aufgrund welcher Kriterien? Wie wertvoll wäre dann beispielsweise eine 100-jährige Buche? Wir stellen diese Fragen an die Öffentlichkeit, damit ein Austausch darüber erfolgen kann. Teile gerne diesen Artikel und schreib uns an, wenn du eine Meinung dazu hast.
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Andreas H.

Die Frage nach dem Wert eines Baumes beginnt mit der Frage: Was ist ein Baum?

 

Ist ein Baum nur das Holz, aus dem er besteht, dann spiegelt sich sein Wert im Holzpreis.

 

Doch was ist, wenn wir zudem messen würden, was ein Baum leistet? Ein Baum…

  • wandelt Kohlendioxid in Sauerstoff um.
  • filtert die Luft vor Schadstoffen
  • bildet Ökosysteme für andere Pflanzen und Tiere
  • verbessern unsere Gesundheit
  • kühlt die Luft ab
  • verschönert die Strassen
  • speichert Kohlendioxid

Das österreichische Bundesministerium für Klimaschutz und Umwelt schreibt:

«Durch die Blätter strömen pro Sonnentag 3.600 m3 Luft. Ein Baum spendet pro Jahr über 1.000 kg Sauerstoff – genug für 10 Menschen – und filtert eine Tonne Staub, Bakterien und Pilzsporen aus der Luft. Mit einer Wurzelmasse von 300 bis 500 kg durchzieht ein Baum 1 Tonne Humusboden und 50 Tonnen Mineralboden. Dadurch wird der Abfluss von 70.000 Liter Wasser pro Jahr verhindert.»

 

Und das nicht einmalig, sondern jeden Tag wieder neu. Bei den meisten Bäumen zudem jeden Tag etwas mehr. Denn je älter ein Baum wird, desto grösser ist sein positiver Einfluss auf seine Umgebung. Und genau diese Leistungen der Bäume ist es, was wir so dringend brauchen. 

 

Wir brauchen mehr Bäume, die die Luft abkühlen, Ökosysteme bilden, Kohlendioxid speichern und die Luft filtern.

Doch: Wie können wir den Wert eines Baumes inklusive seiner Leistungen messen?

Die Kalkulation von Frederic Vester

Frederic Vester war Professor für Biochemie, Systemforscher, Umweltexperte und Mitglied im Club of Rome. 1985 hat er das Buch «Ein Baum ist mehr als ein Baum» geschrieben, das heute leider nur noch antiquarisch erhältlich ist. Darin hat er systematisch und detailliert den volkswirtschaftlichen Wert eines Baumes berechnet. Seine Zahlen sind alle in DM und auch nach fast 40 Jahren nicht direkt übersetzbar.

Frederic Vester hat für seine Kalkulation folgende Aspekte und Begriffe verwendet:

 

  • Holzwert
  • Photosynthesemaschine
  • Organisches Material
  • Wasserspeicher
  • Bodenleben
  • Lebensraum
  • Symbiose
  • Filter und Indikator
  • Aufenthaltsort
  • Bionik
  • Sammel- und Jagdrevier
  • Klimaregler
  • Wasserhaushalt
  • Humus- und Nahrungsproduzent
  • Artenvielfalt
  • Abschirmung
  • Erosions- und Lawinenschutz
  • Holzwirtschaft
  • Erholungswert
  • Stabilisierung der Landwirtschaft
  • Umweltpolitik
  • Basis des Wirtschaftsraumes

Vester kommt zu folgendem Schluss: «Ein einziger ‘erwachsener’ Baum von 100 Jahren repräsentiert somit im Laufe seines Lebens einen volkswirtschaftlichen Wert von rund 530’000.- DM und damit das 2000fache seines blossen Holzwertes.»

Was bedeutet das für die Volkswirtschaft?

Vester schreibt: «5297,25 DM pro Baum und Jahr ergeben bei 800 Mio. unserer Stadtraum-Einheiten die Summe von rund 4230 Milliarden DM pro Jahr – das 2.5fache des derzeitigen Bruttosozialproduktes! Soviel müsste unsere Volkswirtschaft Jahr für Jahr zusätzlich aufbringen, wenn sie all diese zum Teil lebenswichtigen, aber bisher praktisch kostenlosen Funktionen der Bäume durch eigene Leistungen ersetzen wollte – eine ohnehin illusorische Vorstellung!»

Das war die Kalkulation von Frederic Vester. Als nächstes kommt eine Kalkulation für eine 100 jährige Buche.

Wert einer 100 Jahre alter Buche

Die Stiftung die grüne Stadt berechnet den Wert eines Baumes folgendermassen. Diese Postkarte kann übrigens über ihren Shop gekauft werden.

Der Baum als Freund und Nachbar

Und was wäre, wenn wir den Baum als lebendiges Wesen sehen würden? Als Nachbar und Freund? Nicht nur als biologische Maschine, die ökologische Beiträge leistet, sondern als Wesen, das mit uns zusammen atmet und lebt? Als Lebewesen, mit dem wir eine Beziehung eingehen können? Auf dem unsere Kinder rumklettern können und mit dem wir in Gedanken sprechen?

 

Er könnte mit seinem Grün Trost spenden und die Stadt lebenswerter machen. Er könnte sich mit dir über die Sonnenstrahlen im Frühling freuen und seine ersten Blüten bilden. Ein Baum als Freund und Nachbar könnte für uns eine Verbindung zur Natur, zum Lebendigen sein. Wie wertvoll wäre das doch in unserer schnelllebigen und technologiegetriebenen Welt! Doch: Wie lässt sich dann der der Wert eines Baumes berechnen?

Ein Baum und als Teil von etwas Grösserem

Vester schreibt: «Denn ein Baum ist weit mehr als ein Baum! Seine Leistungsbilanz zeigt, dass im Zusammenspiel der Natur und der Ökosysteme unseres Lebensraumes alle Glieder neben ihrem Eigenwert auch ihren Wert im Gesamtgefüge haben. Erst wenn wir ihre Rolle im System erkennen, wird dieser Wert offenbar. Und lösen wir ein solches Glied aus dem Gefüge, so zerreissen hunderttausende unsichtbare Fäden – weil mit ihm auch seine Rolle im System erlischt und mit dieser Rolle auch all seine Leistungen, von den wir ohne es zu wissen profitieren. Schaden wir den Bäumen, so schaden wir letzten Endes vor allem uns selbst.»

 

Je mehr Bäume in einem Ökosystem stehen, desto grösser werden auch ihre ökologischen Leistungen. So ist ein Wald mehr als die Summe seiner Bäume. Er ist ein komplexes System, das eine Vielzahl lebenswichtiger Funktionen erfüllt. Aber auch in einer Stadt können viele Bäume untereinander Systeme bilden, die mehr sind als die einzelnen Exemplare. Wie kann man den Wert eines einzelnen Baumes berechnen wenn er gleichzeitig auch ein Ökosystem bildet?

Und auf der Webseite vom österreichischen Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) wird das zusammengefasst:

Die Leistungen eines Baumes im Garten gibt der Bund Deutscher Baumschulen mit 659,50 Euro pro Jahr an. Es fließen dabei verschiedenste Faktoren ein, die für einen einzelnen 100-jährigen Baum 65.000 Euro ergeben. In einem Waldbestand sind diese Leistungen noch viel höher anzusetzen, da die Schutzfunktion (Trinkwasser, Erosions- und Hochwasserschutz,...), die Sozialfunktion (Erholung, Gesundheit und Kultur) und die biologische Vielfalt noch stärker gefördert wird. So wird an anderer Stelle der Wert einer 100-jährigen Buche mit 150.000 Euro angegeben. Um ihre Leistungen kompensieren zu können müsste man 2.000 junge Bäume pflanzen.

Fazit

Was ist nun der Wert eines Baumes? Er hängt davon ab, wie wir einen Baum sehen. Gerne stellen wir diese Fragen in die Öffentlichkeit, damit ein Austausch darüber erfolgt. Teile gerne diesen Artikel und schreib uns gerne an, wenn du eine Meinung dazu hast.

Offene Fragen:

  • Können Klimazertifikate für das Nicht-fällen und Erhalten von Bäumen ausgestellt werden?
Würden Bäume WLAN bereitstellen, würde jeder Mensch einen Baum pflanzen und Städte würden den Baumbestand stetig erhöhen. Aber leider produzieren Bäume nur den Sauerstoff, den wir zum Atmen brauchen und kein WLAN
Quelle unbekannt

Und hier noch eine zweite Postkarte von der Stiftung grüne Stadt.  

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Andreas H.
Baumexperte und Dipl. Kulturanthropologe
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