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Baumportraits
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Rosskastanie. Ein Baumportrait

Aesculus hippocastanum
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Andreas H.

Die Rosskastanie ist ein Baum, der im deutschen Sprachraum als Park- und Biergartenbaum außerordentlich beliebt ist. Die Rosskastanie hat große Blätter, beeindruckende Blüten und dekorative Früchte. Sie kann unter günstigen Bedingungen 30 Meter hoch und 200 Jahre alt werden. Obwohl die Rosskastanie mehrere wertvolle medizinische und kosmetische Inhaltsstoffe liefert, ist das wirtschaftliche Gewicht der Art heute nur noch gering. Früher wurde die Rosskastanie in der Pferdekur eingesetzt und hat von dort wahrscheinlich ihren Namen. Heute hat die Rosskastanie eine Bedeutung als großer, schattenspendender Baum – der insbesondere für Kinder wertvolles Bastelmaterial liefert.

Die Rosskastanie hat oft einen wuchtigen Stamm, eine breite Krone und große Blätter. Kein anderer Baum spendet einen dichteren Schatten als die Rosskastanie. Das macht sie auch zum beliebtesten Baum für Biergärten. Früher – als es noch keine Kühlschränke gab – wurden Rosskastanien auch gepflanzt, um mit ihrem Schatten das Eis in den Bierkellern zu schützen.

 

Mit der essbaren Edelkastanie ist die Rosskastanie botanisch nicht verwandt. Die Rosskastanie ist Baum des Jahres 2005.

Die Rosskastanie kann leicht an ihren Früchten erkannt werden, die besonders bei Kindern beliebt sind. Auch ihre bis zu 20 Zentimeter langen Blätter mit 5-7 ungestielten Fiedern helfen der Bestimmung. 

Rosskastanie Herkunft:

Die Rosskastanie stammt ursprünglich aus dem Balkan. Sie wurde bereits zur Zeit des Byzantinischen Reichs in Konstantinopel als Zierpflanze angebaut. Nach Mitteleuropa kam sie über Wien im Jahre 1576 und wurde später zum Lieblingsbaum des Sonnenkönigs.  

Rosskastanie Wuchs:

Rosskastanien werden im Mittel 15 bis 20 Meter hoch und haben einen Stammesdurchmesser von bis zu einem Meter (vereinzelt bis auch bis zu zwei Meter). Die Krone ist breit eiförmig. Das Wurzelsystem der Rosskastanie ist überdurchschnittlich tief und stark. Es kann bis in 8 Meter Tiefe vordringen und erreichte eine horizontale Ausdehnung von 10 bis 15 Meter.

Rosskastanie Austrieb:

Die Rosskastanie hat ihren Austrieb im April.

Rosskastanie Blatt:

Die Blätter setzen sich aus 5 – 7 ungestielten Fiedern und einem bis 20 Zentimeter langen Blattstiel zusammen. Der mittlere Fiedler ist stets am größten. 

Rosskastanie Blüte:

April bis Mai

Rosskastanie Früchte:

Die Früchte sind im September reif, spätestens Mitte Oktober. Achtung: Im Gegensatz zur
Esskastanie sind die Früchte der Rosskastanie erst nach einer aufwändigen
Aufbereitung essbar. Beliebt sind sie als Dekoration oder als Bastelmaterial.

 

Rosskastanie Klassen:

Die Rosskastanien (Aesculus hippocastanum) sind eine Pflanzengattung in der Familie der Seifenbaumgewächse (Sapindaceae). Zur Gattung Aesculus gehören rund zwölf Arten in Nordamerika, Europa und Asien.

Rosskastanie Varietäten:

Die Rosskastanie gehört zur gleichen Familie wie der Waschnussbaum (Sapindus saponaria). Die Früchte beider Bäume werden für Kleiderwäsche und Kosmetik eingesetzt. 

In der KLimaArtenMatrix für Stadtbaumarten und -sträucher wurde die gemeine Rosskastanie in der Kategorie Trockentoleranz als nur sehr eingeschränkte Eignung eingestuft, und in der Kategorie Winterhärte mit geeignet bewertet werden. Die Rotblühende Rosskastanie wurde dagegen in der Kategorie Trockentoleranz als geeignet eingestuft, und in der Kategorie Winterhärte mit sehr geeignet bewertet. 

Rosskastanie Giftstoffe:

Die Rosskastanie ist giftig. Einige Bestandteile werden allerdings als Heilmittel gebraucht. Dafür müssen sie in der Regel aufbereitet werden. 

Rosskastanie Pflege

Die Rosskastanie ist ein raschwüchsiges Gehölz, das anspruchslos und frosthart ist. Sie reagiert empfindlich auf Streusalz und Abgase. Vermehrt benötigt sie in den heißen Sommermonaten auch zusätzliche Bewässerung.

Rosskastanie Standort:

Gedeiht an schattigen, halbschattigen – aber auch an sonnigen Standorten. Die Rosskastanie bevorzugt tiefgründige, basen- und stickstoffreiche Substrate im neutralen bis alkalischen Bereich, ist aber nicht darauf festgelegt. 

Rosskastanie Gießen:

Wie bei allen Bäumen ist es wichtig, besonders jüngere Bäume zu gießen, da deren Wurzeln noch nicht tief reichen. Verfärben sich die Blätter, kann der Baum an Wassermangel leiden oder von einem Schädling befallen sein (in den letzten Jahren öfter die Rosskastanien-Miniermotte Cameraria ohridella). Auch bei Schädlingsbefall ist es hilfreich die Bäume zusätzlich zu gießen, denn Bäume mit genügend Wasser können sich besser gegen Schädlinge wehren. Einen höheren Gießbedarf haben unter anderem Bäume, die an Straßen, Plätzen oder isoliert auf Wiesen stehen. Diese Böden können bei Niederschlag nicht viel Wasser aufnehmen oder können es weniger gut speichern. Durch die zunehmend trockenen Sommermonate und höheren Durchschnittstemperaturen benötigen zunehmend auch ältere Bäume zusätzliches Wasser. Wenn die Rosskastanien bewässert werden, dann idealerweise mit mindestens 75-100 Liter Wasser pro Giessgang.

Rosskastanie Düngen:

Eine leichte Düngung mit Kompost und Hornspänen im Frühjahr kann dem Baum Kraft für den Austrieb geben. Die Rosskastanie ist allerdings nicht auf Düngung angewiesen.

Rosskastanie Ernten:

Die Früchte der Rosskastanie fallen ab September bis spätestens Mitte Oktober zu Boden. Sie können dann leicht geerntet werden. Aber Vorsicht: Im Gegensatz zu den Früchten der Edelkastanie sind die der Rosskastanie giftig und erst nach einer sehr aufwändigen Aufarbeitung essbar. Sie sind allerdings sehr beliebt als Dekoration oder Bastelmaterial.

Rosskastanie Schneiden:

Schneiden der Rosskastanie ist nicht notwendig. Sie hat von Natur aus eine breit eiförmige Krone. 

Rosskastanie Winter:

Die Rosskastanie ist bis -30 Grad Celsius völlig winterhart. Sie braucht im Winter keine Pflege. 

Rosskastanie Vermehren:

Am einfachsten ist die Vermehrung durch Samen. Die Samen wachsen meist sehr üppig an den Bäumen. 

Rosskastanie Anpflanzen:

Die Rosskastanie wird am besten im Oktober oder November, oder zwischen März und April angepflanzt. Dazu ist es wichtig, dass der junge Baum in den ersten Monaten viel Wasser für die Verwurzelung bekommt. 

Rosskastanie Krankheiten:

Wie die meisten Bäume leiden auch Rosskastanien unter Luftverunreinigungen und Trockenheit. Besonders gravierend sind die Schäden durch winterliches Auftausalz. Typische Symptome sind dann Blattradnekrosen und Blattfall. 

Rosskastanie Schädlinge:

• Seit einigen Jahren tritt eine neue Krankheit für Rosskastanien in Deutschland vermehrt auf: Die Rosskastanien-Miniermotte (Cameraria ohridella) lässt die Blätter braun werden und vorzeitig abfallen. Zusätzlich dringen ein Bakterium und verschiedene Pilzarten über winzige Wunden in den Baum ein. Der Baum stirbt dann oft ab.

• Ein Pilz (Guignardia aesculi) kann zu vorzeitiger Blattbräume und Blattfall führen. Streusalzschäden rufen ähnliche Wirkungen hervor.

• An Rosskastanien in abgelegenen Gebieten gibt es Schäden durch Rot- und Rehwild. 

 

Nutzen und Verwendung der Rosskastanie

Rosskastanien werden gerne in öffentlichen Parkanlagen und an Straßen angebaut. Wegen ihres tiefen Wurzelsystems stehen sie solide und sind kaum sturmwurf- oder schneedruckgefährdet.  

Rosskastanie in der Medizin:

Die Rosskastanie ist giftig. Dennoch sind einzelne Bestandteile (in der richtigen Dosierung und Verarbeitung) beliebte Heilmittel in der traditionellen Pflanzenheilkunde. Ein wichtiger medizinischer und kosmetisch relevanter Bestandteil der Rosskastanie sind Saponine. Saponinpflanzen werden in der Pflanzenheilkunde zur Schleimlösung bei Husten und Bronchitis verwendet. Ein Kastanienblütentee ergibt daher einen guten Hustentee. 

Ein weiterer wichtiger Wirkstoff der Rosskastanie sind Flavone. Flavone fördern die Durchblutung der feinsten Blutgefäße. Rosskastanien helfen bei venösen Stauungen, Hämorrhoiden, Krampfadern und Pfortaderstau. Der Name Rosskastanie kommt wahrscheinlich von der medizinischen Nutzung für Pferde. Ihre Früchte waren ein verbreitetes Heilmittel für Pferde, die an Husten und Dämpfigkeit leiden. 

 

Rosskastanie in der Ernährung:

Früher wurde aus Rosskastanien – wie auch aus Eicheln – Kaffeeersatz hergestellt. In Notzeiten war das Mehl aus Rosskastanien ein Ersatz für Getreidemehl. Die Kastanien mussten dafür jedoch in einem aufwändigen Verfahren über mehrere Tage hinweg gekocht und gewässert werden, um die enthaltenen Saponine und Bitterstoffe zu entfernen. 

Rosskastanie und Wellness:

Die Nüsse der Esskastanien können auch verwendet werden, um Massageöl oder Bade Öl herzustellen. 

Rosskastanie und Kosmetik:

Da Rosskastanien Saponine enthalten, können sie für die Kleiderwäsche verwendet werden. Meistens werden die Früchte dazu gemahlen und getrocknet. Das Mehl aus gemahlenen Kastanien war früher auch beliebt als Waschmittel für Hände.

Rosskastanie und Dekoration:

Ihre Nüsse sind beliebt für Dekoration und für Bastelarbeiten.

 

Weitere Nutzung der Rosskastanie:

Das Holz wird für Holzschnitzerei und für orthopädische Geräte verwendet. Früher wurde die Holzkohle der Rosskastanie zur Herstellung von Schießpulver verwendet. Nach Trocknung, Entfernung der Schale, Zerkleinern und Wässern liefern die Samen ein wertvolles Viehfutter für Rot- und Rehwild. Die Blüten liefern eine wertvolle Bienenwiese. 

Kulturgeschichte

Die ersten Anbauten der Rosskastanie als Ziergehölz fanden zur Zeit des Byzantinischen Reichs in Konstantinopel statt. 1576 gelangte sie nach Wien und von dort bereitetet sie sich im 17. Jahrhundert über ganz Mittel- und Westeuropa aus. Besonders der Sonnenkönig Ludwig XIV soll diese Bäume geliebt und viel zu ihrer Verbreitung beigetragen zu haben. Er ließ damit Schlossgärten und Allen bepflanzen. 

Heute stehen Rosskastanien besonders oft in Biergärten, da sie besonders viel Schatten spenden. 

Rosskastanien haben keine mythologische Bedeutung. Sie wurden erst relativ spät in den deutschsprachigen Kulturraum eingeführt. 

 
Foto: instagram.com/arnumal
Das ist eine zweizeilige Bildunterschrift, um den Inhalt im Bild zu erläutern und somit besser verständlich zu machen.
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Andreas H.
Baumexperte und Dipl. Kulturanthropologe
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