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Baumportraits
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Edelkastanie. Ein Baumportrait

Castanea sativa, auch Esskastanie und echte Kastanie
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Andreas H.

Die Edelkastanie ist in Deutschland – von wenigen regionalen Ausnahmen abgesehen – wenig verbreitet. Da sie nach KlimaArtenMatrix winterhart und trockentolerant ist, könnte ihre Bedeutung allerdings wieder zunehmen. Denn sie bietet viele Vorteile: Neben ihrem schönen Wuchs bieten ihre Früchte eine Delikatesse und ihr Holz einen hohen Brennwert. Vielleicht war die Edelkastanie deshalb schon bei den Griechen und Römern beliebt. Auch Karl der Große sah das Potential der Esskastanie und ließ sie im größeren Maßstab anpflanzen. In Frankreich wird die Esskastanie seit längerem als Forstbaum hochgeschätzt. Früher hatten die Maronen – die Frucht dieses Baumen – den Status eines Grundnahrungsmittels in ärmeren Regionen. Die Esskastanie ist Baum des Jahres 2018.

Typisch für die Esskastanie sind ihre Früchte, die von einer stacheligen Hülle geschützt sind. Besonders ästhetisch sind auch die langen Kätzchen zur Blütezeit.

Edelkastanie Herkunft:

Die Edelkastanie wird seit der Antike im gesamten Mittelmeerraum angebaut und wurde von den Römern in den deutschen Sprachraum gebracht.

Edelkastanie Wuchs:

Die Edelkastanie wird 25 bis 35 Meter hoch. Sie ist ein sommergrüner Baum.

Edelkastanie Austrieb:

Ende April bis Anfang Mai.

Edelkastanie Blatt:

Die Blätter werden bis zu 20 Zentimeter lang und etwa 6 Zentimeter breit. Im Herbst färben sie sich gelbbraun, direkt vor dem Laubabwurf braun.

Edelkastanie Blüte:

Mai bis Juli. Ende Mai bis Mitte Juli erscheinen zuerst die männlichen Blüten als gelbliche, 15 bis 20 Zentimeter lange Kätzchen

Edelkastanie Früchte:

Die Früchte sind ab Oktober erntereif, fallen dann zu Boden und können dann leicht geerntet werden. Wenn sie vom Boden fallen, sind sie meist noch von einem stacheligen Fruchtbecher umgeben. Die Früchte werden auch als Maronen bezeichnet. Es sind braun glänzende Nussfrüchte mit einer weißlichen, seidig behaarten Spitze.

Edelkastanie Klassen:

Die Edelkastanie ist der einzige europäische Vertreter der Gattung Kastanien (Castanea). Sie gehört zur Familie der Buchengewächse (Fagaceae). Die Rosskastanie ist mit der Edelkastanie – trotz ihres Namens – nicht verwandt.

Edelkastanie Varietäten:

Oft tragen kultivierte Edelkastanien größere Früchte als ihre Verwandten in den Wäldern. Möchte man größere Mengen an Maronen ernten und einmachen, lohnt es sich, auf die Größe der Früchte zu achten.

Edelkastanie Giftstoffe:

Die Maronen müssen zum Verzehr gekocht oder gebacken werden.

Edelkastanie Pflege

Die Edelkastanie ist ein pflegeleichter Baum. Hilfreich ist es, im Frühjahr eine Kompostgabe zu geben. Obwohl die Edelkastanie ein hitzerobuster Baum ist, kann sich eine Bewässerung im Sommer lohnen.

Edelkastanie Standort:

Die Edelkastanie ist sehr wärmeliebend und braucht viel Licht. Am besten räumt man ihr großzügig Platz ein, dann kann sie sich zu einem stattlichen Baum entwickeln. Ideal ist ein lockerer und zugleich tiefgründiger Boden. Saure Böden werden bevorzugt, der Kalkgehalt darf nicht zu hoch sein. Staunässe verträgt die Edelkastanie schlecht.

Edelkastanie Gießen:

Die Edelkastanie ist hitzerobust. Sicher sollten allerdings junge Bäume gegossen werden, da diese noch keine tiefen Wurzeln haben. Wenn trockene Phasen länger als sechs Wochen dauern, sollten auch ältere Bäume gegossen werden, die auf verdichteten oder versiegelten Flächen wachsen. Gibt es in einer Vegetationsphasen mehrere Hitzeperioden sollten Bäume in den Städten generell gegossen werden.

Edelkastanie Düngen:

Für eine jährliche Kompostgabe ist sie dankbar, da das ihren hohen Kaliumbedarf deckt.

Edelkastanie Ernten:

Die Maronen der Edelkastanien können ab Oktober geerntet werden.

Edelkastanie Lagerung:

Für die Lagerung wird empfohlen, die Früchte bereits zu schälen. Das Schälen der Früchte dauert einige Zeit und geht am einfachsten, wenn die Früchte noch feucht sind. Die geschälten Früchte können getrocknet oder eingefroren werden.

Edelkastanie Schneiden:

Die Edelkastanie benötigt keinen Schnitt. Sie entwickelt ihre stattliche Krone am schönsten, wenn man sie ungeschnitten wachsen lässt.

Edelkastanie Winter:

Besonders jüngere Edelkastanien können im Winter von einem Flies als Kälteschutz profitieren.

Edelkastanie Vermehren:

Die Edelkastanie lässt sich relativ leicht aus ihren Samen heranziehen.

Edelkastanie Anpflanzen:

Möchte man einen Baum mit großen Früchten, kann es sich lohnen einen jungen Baum in einer Baumschule zu kaufen. Gepflanzt wird die Edelkastanie am besten im Oktober oder November, oder zwischen Februar und April. Dazu ist es wichtig, dass der junge Baum in den ersten Monaten viel Wasser für die Verwurzelung bekommt.

Edelkastanie Krankheiten:

Im letzten Jahrhundert gingen die Bestände durch den Befall mit dem Kastanienrindenkrebs stark zurück. Heute tritt diese Pilzerkrankung kaum noch auf. Auch die Tintenkrankheit wird durch einen Pilz hervorgerufen.

Edelkastanie Schädlinge:

Schädlingen sind der Esskastanienbohrer und der Kastanienwickler, die beide die Früchte befallen.

Tipp vom Baumexperten:

Möchte man gerne Früchte der Edelkastanie aus dem eigenen Garten, sollte man darauf achten, dass mindestens eine zweite Edelkastanie als Bestäuber in der Nähe steht.

Nutzen und Verwendung der Edelkastanie

Durch den Klimawandel gilt die Edelkastanie als Baum mit Zukunft, da sie hitzerobust ist. Sie wird gerne wegen seinen Früchten und ihrer stattlichen Wuchsform angebaut. In Frankreich wird sie auch in Wäldern angepflanzt. Ihr Holz hat einen hohen Heizwert.

Edelkastanie in der Medizin:

Hildegard von Bingen schrieb: “Nur wenige Speisen sind ganz rein und gut für den Menschen. Dazu gehören Dinkel, Fenchel und die Edelkastanie.” Sie empfiehlt die Edelkastanie bei Beschwerden wie Rheuma, Gicht, Durchfall, Leberschäden und Kopfschmerzen.

Edelkastanie in der Ernährung:

Vom Mittelalter bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Edelkastanie in den Bergregionen Südeuropas ein zentraler Bestandteil der Ernährung. Sie wurden geröstet oder gekocht und teilweise auch zu Gries oder Mehl weiterverarbeitet. Damit konnte aus den Kastanien eine Art Polenta herstellt, oder Brot gebacken werden. Gedörrte Kastanien und Kastanienmehl wurden dadurch bis zu zwei Jahren haltbar. Kastanien sind auch eine Zutat im Kastanienbier.

Edelkastanie im Möbelbau:

Das Holz der Edelkastanie eignet sich gut für langlebige Bau- und Möbelholzprodukte.

Edelkastanie mit Kindern:

 

Weitere Nutzung der Edelkastanie:

Kastanienholz ist zudem dafür bekannt, dass es äußerst dauerhaft und biegsam ist. Aus diesem Grund wird es gerne auch im Lawinenschutz eingesetzt. Außerdem wird es auch gerne im Schiffsbau sowie für Telegraphenmasten und Eisenbahnschwellen verwendet. Weiter hat das Holz der Edelkastanie einen hohen Brennwert. Aus diesem Grund ist es beliebt als Hackschnitzel. Die Edelkastanie hat auch einen wichtigen ökologischen Nutzen: Es bieten vielen Kleintieren, Reptilien und Vögeln Lebensraum und Nahrungsgrundlage. Besonders beliebt ist dieser Baum führ Baumhöhlenbewohner wie Spechte, Wiedehopf, Siebenschläfer oder Fledermäuse.

Kulturgeschichte

Die Esskastanie hat eine grosse Bedeutung in der Kulturgeschichte der Ernährung. Sie galt in einigen Regionen als Brot der Armen – und gleichzeitig als Delikatesse der Reichen. In vielen Kastanienregionen wird heute noch der Martinstag (11. November) mit Feuer, Wein und gerösteten Maronen gefeiert – zusammen mit der mit Kastanien gefüllten “Martinigans”.
Kastanien wurden in Selven angebaut, das sind offene Baumbestände unter denen Heu gemacht wurde und Vieh weiden konnte.
Bekannt sind die Selven im Raum Heidelberg und nördlich von Frankfurt am Taunushang. Hier soll die Goethes Mutter für ihren Sohn Maronen eingekauft und nach Weimar verschickt haben. Goethe mochte Esskastanien so sehr, dass er ihnen ein Gedicht schrieb. In der Pfalz gibt es einen bekannten Wanderweg, der nach diesem Baum benannt ist.
In der Mythologie hat die Edelkastanie keine große Bedeutung. Im Christentum galt sie als Symbol für Keuschheit und der unbefleckten Empfängnis Marias. Weil die Edelkastanie auch nach radikalen Rückschnitten wieder neu austreibt, war sie ein Zeichen der Auferstehung.

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Andreas H.
Baumexperte und Dipl. Kulturanthropologe
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