Eiche. Ein Baumportrait.
Die Eiche gehört zu den wichtigsten Laubbäumen in Mitteleuropa. Sie kam in der heutigen Form schon vor zwölf Millionen Jahre vor und heute gibt es weltweit gegen 500 Eichenarten. In Deutschland finden wir hauptsächlich zwei Arten und beide nehmen jeweils etwa 5% der Waldfläche ein. Beide beginnen zu unterschiedlichen Zeiten zu blühen und können unter anderem dadurch unterschieden werden:
Die Stiel-Eiche (Quercus robur) blüht früher und wird deshalb auch Sommereiche genannt. Die Trauben-Eiche (Quercus petraea) blüht rund zwei Wochen später und wird deshalb auch als Wintereiche bezeichnet.
Die Eiche hat eine große ökologische Bedeutung: Ein alter Eichenbaum unterstützt etwa 2300 verschiedene Arten, wobei über 300 Arten völlig abhängig von ihr sind. Beispielsweise wachsen mehr als 700 verschiedene Flechtenarten an Eichenstämmen und -ästen. Diese ökologische Bedeutung wird auch durch Tier- und Pflanzennamen sichtbar. So sind Eichelhäher, Eichhörnchen und Eichenmoosflechte nach ihr benannt.
Die Eiche hat auch große kulturelle Bedeutung: Bei verschiedenen Kulturen war sie ein heiliger Baum und wurde in Sagen, Gedichten und Liedern gepriesen. Auch heute noch gilt die Eiche als Nationalbaum der Deutschen. Ihr Holz ist hart und dauerhaft. Es würde für den Schiffsbau für das Gebälk von Kirchen verwendet.
Die Traubeneiche war Baum des Jahres 2014. Die Stieleiche Baum des Jahres 1989.
Stadtbaum der Zukunft:
Im Buch Trockenstress bei Bäumen empfiehlt der bekannte Baumwissenschaftler Andreas Roloff folgende Eichenarten, die vergleichsweise trockenresistent sind und auch hervorragend in Städten wachsen können:
Trauben-Eiche (Quercus petraea). Zählt zu den häufigsten mitteleuropäischen Baumarten und eignet sich sehr gut als Stadtbaum.
Flaum-Eiche (Quercus pubescens). Einheimisch.
Zweifarbige Eiche (Quercus bicolor). Wird in den USA als Strassenbaum empfohlen.
Zerr-Eiche (Quercus cerris). Ist in Südost-Europa verbreitet.
Ungarische Eiche (Quercus frainetto). Stammt aus Italien und dem Balkan.
Persische Eiche (Quercus macranthera). Stammt aus dem Kaukasus und dem Iran.
Inhaltsverzeichnis
Eiche Bestimmung
Die Eiche lässt sich leicht an ihren Früchten (den Eicheln) und ihrem Blatt bestimmten. Das Eichenblatt ist vielleicht das Baumblatt, das die meisten Menschen in Deutschland kennen. Die Eiche gehört zur Familie der Buchengewächse (Fagaceae).
Eiche Herkunft:
Die Eiche kam in der heutigen Form schon vor zwölf Millionen Jahre vor. In Mitteleuropa dominierte sie zwischen 5500 v. Chr. und 1500 v. Chr. die mitteleuropäischen Wälder.
Eiche Wuchs:
Eine Eiche kann 30 bis 40 Meter hoch werden und ein Alter von weit über 1000 Jahre erreichen. Ihre knorrigen Äste bilden eine ausladende Krone, die viel Raum beanspruchen kann. Durch das knorrige und verzweigte Geäst bietet die Eiche auch im Winter ohne Laub einen erhabenen Anblick.
Eiche Austrieb:
Die Eiche treibt von April bis Mai als einer der letzten Laubbäume aus. Zeitgleich zum Austrieb erscheinen die Kätzchen.
Eiche Blatt:
Die Eiche lässt sich an den geschwungenen und gebuchteten Blättern leicht bestimmen. Die Blattformen der unterschiedlichen Eichenarten unterscheiden sich zum Teil jedoch beträchtlich.
Eiche Blüte:
Die Eiche blüht von April bis Juni. Bis zur ersten Blüte benötigt die Eiche zwischen 20 und 40 Jahre. Die Blüte ist für uns Menschen unscheinbar und wird leicht übersehen. Für Insekten sind sie allerdings ein Paradies.
Eiche Früchte:
Die Eiche bildet ihre Früchte – die Eicheln – zwischen September und Oktober aus. Sie sitzen auf einer Mütze, die wie auch wie ein Becher aussieht.
Eiche Wurzeln:
Die Eiche hat eine tiefe Pfahlwurzel, die auch feste Bodenschichten durchdringen kann. Durch ihre tiefe Wurzeln werden Eichen nur selten von Stürmen umgeworfen.
Eiche Varietäten:
Weltweit gibt es gegen 500 Eichenarten. Neben der Stiel- und Traubeneiche wird bei uns auch vermehrt die amerikanische Roteiche (Quercus rubra) gepflanzt.
Eiche Giftstoffe:
Die Eicheln sind erst durch eine aufwändige Aufbereitung genießbar.
Eiche Pflege
Die Eiche ist an einem geeigneten Standort ein pflegeleichter Baum und benötigt keine besondere Zuwendung. Eine Mulchschicht schützt den Wurzelbereich vor Austrocknung.
Eiche Standort:
Eichen mögen mineralhaltige Böden. Ihre tiefen Wurzeln können selbst stark verdichtete Böden auflockern. Aufgrund ihrer Liebe zu Licht benötigt sie einen sonnigen Standort. Durch ihre ausladende Krone ist die Eiche im Garten ein Solitärbaum.
Eiche Gießen:
Die Eiche ist beim Gießen vergleichsweise unempfindlich, da sie relativ gut mit Trockenheit und Staunässe klarkommt. Allerdings benötigt auch dieser Baum zusätzliches Wasser, wenn es über eine längere Zeitspanne trocken und heiß ist.
Ein Zeichen dafür, dass die Eiche mehr Wasser benötigt, sind die sogenannten Absprünge: Wenn sie zu wenig Wasser hat, wirft sie ganze Zweige mit grünen Blättern ab, um die Verdunstungsfläche zu reduzieren. Ein anderes Zeichen für ihren Wasserhaushalt sind die Johannistriebe: Hat die Eiche genügend Wasser, bildet sie um den Johannistag herum (24. Juni) einen zweiten Austrieb.
Eiche Düngen:
Eine Eiche benötigt in der Regel keine Düngung. Hilfreich ist eine Mulchschicht, die die Eiche vor Austrocknen schützt und mit der Zeit auch den Boden anreichern kann.
Eiche Ernten:
Eine Eiche kann in einem Mastjahr 50’000 Eicheln produzieren. Diese sind eine wichtige Nahrungsquelle für Tiere. Wollen wir Menschen die Eicheln essen, müssen wir sie zuerst aufwändig aufbereiten.
Eiche Vermehren:
Eichen können aus Eicheln gezogen werden, was allerdings viel Geduld erfordert. Dazu die reifen Eicheln in ein Wasserbad geben und eine Schwimmprobe machen. Die oben schwimmenden Eicheln sind angefressen und für die Pflanzung nicht geeignet. Die ausgewählten Eicheln kommen dann getrocknet zur Stratifikation für etwa sechs Wochen in den Kühlschrank. Danach können die Eicheln in Anzuchttöpfe gepflanzt werden. Hier sollte man vor allem darauf achten, dass die Eicheln geschützt sind und nicht von Tieren gefressen werden. Die vorgezogenen Eichen können dann im Frühjahr ausgepflanzt werden.
Eiche Anpflanzen:
Wesentlich einfacher geht die Pflanzung junger Eichenkeimlinge, die rund um ältere Bäume ausgegraben und verpflanzt werden können. Hier ist es wichtig, weder Boden noch Wurzelbereich der Eiche zu beschädigen.
Eiche Krankheiten:
Obwohl die Eiche als besonders langlebig und robust gilt, können ihr Krankheiten und Schädlinge zusetzen. So ist sie beispielsweise anfällig für Mehltau.
Eiche Schädlinge:
Die Raupen von Eichenprozessionsspinner, Eichenwickler und Frostspanner können eine Eichenkrone vollständig kahlfressen.
Nutzen und Verwendung der Eiche
Die Eiche hat einen großen Nutzen für die Ökologie, da sie vielen Arten Unterschlupf und Nahrung bietet. So gibt es zahllose Schmetterlingsraupen, die sich von Eichenlaub ernähren und viele Käferarten, die ihre Larven in Eichenholz legen. Etliche Gallwespen- und einige Vogelarten könnten ohne die Eiche nicht überleben. Aus diesem Grund werden Eichen auch als Tierheim der Natur bezeichnet.
Eichen bieten auch viel Ästhetik und eine reiche Symbolik.
Eiche in der Medizin:
Die größte Heilwirkung der Eiche beruht auf ihrem hohen Gerbstoffgehalt. Eichenrindentee gilt als entzündungshemmend und desinfizierend. Er kann bei Halsschmerzen gegurgelt werden und bei Magenentzündungen oder anderen Störungen des Verdauungstraktes geschluckt werden. Eichenrinde gibt es in Apotheken zu kaufen.
Eiche in der Ernährung:
Der römischer Schriftsteller Plinius schrieb in seiner Naturgeschichte: „Die Früchte der Eichen waren die erste und ursprünglichste Nahrung der Menschen … Eicheln machen den Reichtum vieler Völker aus. Bei Getreidemangel werden sie getrocknet, gemahlen und zu Brot verarbeitet.“
Eicheln und Gerichte aus Eichelmehr gehörten auch bei den Germanen und verschiedenen indigenen Kulturen Nordamerikas zum Speiseplan. Bevor die Eicheln für uns Menschen genießbar sind, müssen sie zuerst aufwändig aufbereitet werden.
Bei uns gab es in Notzeiten Eichelkaffee, beispielsweise während den beiden Weltkriegen.
Heute sind Eichen noch wichtig für die Schweinemast. Es gibt den Ausspruch: «Auf den Eichen wachsen die besten Schinken». Neben Eichenbeständen in der Nähe der Ställe hüteten die Bauern früher ihre Tiere auch in den weitläufigen Eichen-Buchenwäldern. Daraus entwickelte sich die Hutewälder..
Dekoration:
Eicheln bieten Bastelmaterial und Spielzeuge für Kinder.
Weitere Nutzung der Eiche:
Das Eichenholz ist neben dem Holz der Akazie das verwitterungsbeständigste und langlebigste Holz, das uns in Mitteleuropa zur Verfügung steht. Deshalb war es über Jahrhunderte auch das wichtigste Holz für den Schiffsbau und den Bau von großen Gebäuden wie beispielsweise Kathedralen. Auch die Hamburger Speicherstadt wurde auf tausenden von Eichenpfählen errichtet. Wein und Whiskey werden gerne auch in Eichenholzfässern gelagert. Auch heute wird Eichenholz für Schlitten, Leitersprossen und Werkzeugstiele verwendet.
Neben dem Holz bietet die Eiche auch Tinte. So wird seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. Tinte aus den befruchteten Eiern der Eichengallwespe hergestellt, die auf der Unterseite der Blätter anlagern.
Kulturgeschichte
Die Eiche gehört zu den Bäumen mit der grössten mythologischen und kulturellen Bedeutung in unserem Kulturkreis. Sie gilt seit jeher als Baum der Stärke, Willenskraft und Beständigkeit und wurde den höchsten Göttern geweiht. Eichen kamen auch als Gerichtsbäume, Versammlungsorte und Schutzbäume große Bedeutung zu.
Scheinbar spielte die Eiche schon in der Steinzeit eine wichtige Rolle: Wichtige Persönlichkeiten wurden damals in Eichenstämmen begraben, die der Länge nach gespaltenen und ausgehöhlt wurden. Später war die Eiche dem keltischen Himmelsherrscher und Wettergott Taranis gewidmet, dem wichtigsten Gott neben Teutates und Esus. Das Wort «Druide» leitet sich auch von «dair» ab, dem keltischen Wort für Eiche.
Auch die Germanen verehrten Eichen als Heiligtümer. Ein bekanntes Beispiel ist die Donaueiche, die in der Nähe von Kassel gestanden haben soll. Sie war für die Menschen dort das wichtigste Heiligtum und wurde dann vom Missionar Bonifatius 723 n. Chr. gefällt. Bonifatius wollte damit die Machtlosigkeit der alten Götter beweisen und liess aus ihrem demonstrativ eine Kapelle bauen.
Bei der Eiche von Dodona hatten die antiken Griechen einen der bedeutendsten Orakelorte ihrer Kultur. Und auch von Hethitern, Persern und Römern sind Eichenkulte überliefert.
Heute steht ein Zweig aus Eichenblatt auf den Cent-Münzen des Euro.