Fichte. Ein Baumportrait.
Die Fichte ist der Baum, der in deutschen Wäldern am häufigsten anzutreffen ist. Auch weltweit gehört sie zu den erfolgreichsten Bäumen: Sie besiedelt Gebiete von der Küste Japans quer durch Sibirien bis nach Europa.
Eine Fichte in Schweden mit dem Namen Old Tjikko gilt als ältester Baum der Welt. Dieser Baum soll über 9500 Jahre alt sein und sich stetig über Klone neu erschaffen.
Im deutschsprachigen Raum wäre die Fichte ohne den Menschen eine regional sehr begrenzte Baumart – und würde in den meisten Bundesländer Deutschlands überhaupt nicht existieren. Dass die Fichte in deutschen Wäldern nun der dominierende Baum ist, liegt an der Entwicklung der modernen Forstwirtschaft. Die Fichte galt viele Jahrzehnte als „Brotbaums der deutschen Forstwirtschaft”.
Die Fichte es Baum des Jahres 2017.
Inhaltsverzeichnis
Fichte Bestimmung
Die Fichte ist ein immergrüner und einstämmiger Baum. Vielen Menschen fällt es schwer, die Fichte von der Tanne zu unterscheiden. Am einfachsten können die beiden Bäume an ihren Zapfen unterschieden werden. Die Zapfen der Fichte hängen vom Zweig nach unten, während die Zapfen der Tanne stehend am Zweig wachsen. Ein weiterer Unterschied zeigt sich an den Zweigen:
Bei der Fichte wachsen die Nadeln rund um den Zweig herum, während bei der Tanne die Nadeln immer nur in zwei Reihen an beiden Seites des Zweiges wachsen. Die Gemeine Fichte (Picea abies) erreicht ein Lebensalter von bis zu 300 Jahren.
Fichte Herkunft:
Die Fichte ist in Europa heimisch, jedoch eher in kühleren Regionen. In die meisten Regionen im deutschsprachigen Raum wurde sie erst durch die moderne Forstwirtschaft eingeführt.
Fichte Wuchs:
Der Stamm der Fichte hat einen außergewöhnlich geraden Wuchs. Fichten erreichen eine Höhe von 30 bis 50 Metern und einen Stammesdurchmesser von 60 bis 150 Zentimeter.
Fichte Austrieb:
Die Fichte ist immergrün. Im Frühling bildet sie neue Triebe heraus, die man an der hellen Farbe erkennen kann.
Fichte Blatt:
Die Fichte hat immergrüne Nadeln. Diese sind etwa vier Zentimeter lang, spitz zulaufend und um den Zweig herum angeordnet, was ihnen ein dichtes, buschiges Aussehen verleiht.
Fichte Blüte:
Die Fichte blüht von April bis Juni.
Fichte Früchte:
Die Fichte hat hängende Zapfen. Im Unterschied zur Tanne wirft die Fichte ihre Zapfen ganz ab.
Fichte Wurzeln:
Die Fichte ist im Unterschied zu den anderen verbreiteten Nadelbäumen (Tanne, Kiefer oder Lärche) ein Flachwurzler. Dadurch ist sie anfälliger für Stürze.
Fichte Klassen:
Fichten (Picea) gehören zur Familie der Kieferngewächse (Pinaceae).
Fichte Varietäten:
Es gibt etwa 50 verschiedene Fichtenarten, die besonders in den gemäßigten bis subpolare Zonen verbreitet sind. Die gemeine Fichte ist die einzige Fichte, die in Europa heimisch ist.
Fichte Giftstoffe:
Von der Fichte sind keine Giftstoffe bekannt. Allerdings können Fichten mit der giftigen Eibe verwechselt werden. Vorsicht: Eiben sind giftig!
Fichte Pflege
Fichten werden nicht nur in Wäldern, sondern auch gerne in Gärten und Siedlungen angepflanzt. Besondere Pflege benötigt die Fichte dabei nicht. Hilfreich ist eine Mulchschicht aus Rinden, damit der Boden im Sommer weniger schnell austrocknet.
Fichte Standort:
Die Fichte mag sonnige bis halbschattige Standorte und ist besonders in ihrer Jugend schattentolerant. In Bezug auf den Boden ist sie äußerst tolerant. Da Fichten durch ihre flachen Wurzeln sturzgefährdet sind, ist es wichtig, dass der Standort möglichst windgeschützt ist. Wichtig ist außerdem, dass die Fichte so platziert wird, dass sie im Falle eines Windwurfs keine Gebäude beschädigt.
Fichte Gießen:
Besonders junge Fichten benötigen viel Wasser für ihr Wachstum. Junge Fichten sollten deshalb zwischen Frühjahr und Herbst regelmäßig bewässert werden. In trockenen Sommern profitieren auch ältere Bäume von zusätzlichem Wasser. Denn: Fichten, die unter Wassermangen leiden, sind besonders anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Wichtig beim Gießen ist auch, dass Staunässe vermieden wird. Deshalb sind für die Bewässerung von Bäumen generell Bewässerungsbeutel vorteilhaft. Sie geben das Wasser tröpfchenweise über mehrere Stunden ab. Das Wasser kann langsam versickern, damit es den Wurzeln der Bäume zur Verfügung steht und gleichzeitig wird Staunässe vermieden.
Fichte Düngen:
Die Fichte benötigt keine Düngung. Hilfreich ist allerdings eine Mulchschicht aus Rinden.
Fichte Schneiden:
Fichten benötigen nur dann einen Schnitt, wenn es für die Gärtner:innen von ästhetischer Bedeutung ist. Für den Schnitt eignet sich besonders der Spätwinter.
Fichte Winter:
Die Fichte kommt mit kaltem Wetter gut klar und benötigt keine zusätzliche Pflege im Winter.
Fichte Vermehren:
Die Vermehrung der Fichte erfolgt in der Regel generativ und ist relativ einfach. Die Fichte ist ein Licht-, Humus- und Rohbodenkeim. Die Samen können aus den reifen Zapfen geerntet werden, sobald diese zu Boden gefallen sind. Danach können sie in die Anzuchterde oder direkt ins Gartenbeet gesät werden.
Fichte Anpflanzen:
Wer lieber Zwergsorten oder Fichten mit exotischen Formen anpflanzen möchte, kann sich solche in spezialisierten Baumschulen kaufen. Für bestehende Jungbäume eignet sich eine Pflanzung im Herbst oder Frühling.
Fichte Krankheiten:
In den letzten Jahrzehnten nahmen Schäden an Fichten drastisch zu. Hauptverursacher dieser Schäden sind SO2-Immssionen.
Fichte Schädlinge:
Zu den häufigsten Fichtenschädlingen zählt die Sitkafichtenlaus. Befallene Fichten nadeln sehr stark. Auch der Borkenkäfer ist ein häufiger Schädling für Fichten.
Tipp vom Baumexperten:
Heute werden in Gärten gerne veredelte Fichten mit besonderen Wuchsformen gepflanzt. Sehr beliebt sind zudem Zwergformen der verschiedenen Fichtenarten. Zwergformen der Rotfichte sind dabei häufig kleiner als 50 Zentimeter.
Nutzen und Verwendung der Fichte
Die Fichte hat vor allem eine herausragende forstwirtschaftliche Bedeutung. Da sie einfach anzubauen und ihr gerade gewachsenes Holz vielseitig verwendbar ist, hat sie sich zum „Brotbaum der deutschen Forstindustrie“ entwickelt. Über Jahrzehnte wurden viele Aufforstungen mit der Fichte als Monokultur betrieben. Da die Fichte in kühleren Regionen beheimatet ist, kommt sie mit den Folgen des Klimawandels schlecht zurecht. Durch Trockenheit und höhere Temperaturen sind sie oft geschwächt und Schädlinge wie der Borkenkäfer haben leichtes Spiel. Für den privaten Haushalt hat die Fichte eine große Bedeutung als Weihnachtsbaum.
Fichte in der Medizin:
Frische Triebspitzen der Fichte wurden wegen ihres hohen Vitamin C Gehalts zur Bekämpfung von Skorbut verwendet. Auch heute wird aus dem Maitrieb Fichtenhonig als Mittel gegen Erkältungskrankheiten hergestellt. Aus dem Harz der Fichte wurden Pflaster hergestellt, da dieses antiseptisch wirkt. Das Harz ist zudem Bestandteil vieler Salben und wird bei Rheuma, Hexenschuss und Gliederschmerzen eingesetzt. Das ätherische Öl der Fichtenadeln wirkt schleimlösend, durchblutungsfördernd und ist antibakteriell.
Fichte in der Ernährung:
Bis heute ist der Fichtenhonig beliebt. Im Unterschied zu Blütenhonig stellen die Bienen diesen aus dem Honigtau her. Honigtau ist eine Ausscheidung von Läusen, die Zucker aus den Fichten anzapfen. Die Bienen sammeln diesen Honigtau ein und verarbeiten ihn weiter zu Honig. Aus den jungen Trieben kann auch ein Tannschösschen-Honig hergestellt werden.
Fichte im Wellness:
Bäder aus Fichtenzweigen oder Fichtenessenzen sind sehr beliebt.
Wirtschaftliche Nutzung:
Fichten zählen auf der Nordhalbkugel zu den wichtigsten forstwirtschaftlich genutzten Baumarten. Das Holz der Fichte hat eine große Bedeutung im Instrumenten-, Schiffs-, und Häuserbau. Früher wurde das Holz der Fichte auch zur Herstellung von Holzkohle genutzt. Die Rinde der Fichte ist ein wichtiges Rohmaterial für die Gewinnung technisch genutzter Gerbstoffe. In Bergregionen erfüllen Fichtenwälder wertvolle Schutzwaldfunktionen. Heute ist die Fichte Fichtenholz eine wichtige Rohstoffquelle für die Papierherstellung.
Kulturgeschichte
Die größte kulturgeschichtliche Bedeutung hat die Fichte durch ihre forstwirtschaftliche Nutzung in der Moderne. Durch das Bevölkerungswachstum und dem damit verbundenen erhöhten Holzverbrauch entstand gegen Ende des 18. Jahrhunderts eine tiefgreifende Umgestaltung der Forstwirtschaft. Damals wurde die Fichte auf Kosten anderer Bäume angepflanzt und wurde dadurch zum „Brotbaum der deutschen Forstwirtschaft“. Ohne menschliche Aktivitäten bestünden die Wälder im deutschsprachigen Flachland zu über neunzig Prozent aus Laubbäumen.
Eine andere kulturelle Bedeutung hat die Fichte als Symbol für die immergrüne Pracht des Lebens. In Bayern wird dazu immer noch die Tradition des Maibaums gelebt. Am Morgen des 1. Mai wird eine Fichte aus dem Wald geholt, bis auf die Krone entästet geschmückt und dann auf den Dorfplatz gestellt. Dieser Brauch ist seit dem Mittelalter urkundlich überliefert, scheint allerdings wesentlich älter zu sein. Symbolisch steht der Maibaum für die sich erneuernden Kraft der Natur und für das wiederkehrende Leben. In der ländlichen Schweiz wird ein ähnliches Ritual bei der Geburt von Kindern durchgeführt. Auch dann wird eine Fichte aus dem Wald geholt, bis auf die Krone entästet, geschmückt und vor das Haus der Familie gestellt. Schliesslich trägt auch der Weihnachtsbaum die gleiche Symbolik: Neugeburt des Lebens, Wiederkehr des Lichts, und der Sieg des Lebens über den Tod.
Eine Sagengestalt in Bezug auf die Fichte ist der Klabautermann, der im Fichtenmast wohnt. Als Baumgeist nistet er sich im Fichtenholz ein und begleitet die Seemänner über die Meere. Nachts soll der Klabautermann seinen Stamm verlassen und sein Unwesen getrieben haben.